Berühmt für einen Tag

Maren Beßler Bühne

Einmal ein Star sein und von allen Menschen angehimmelt werden. Mit seinem Können die Massen begeistern und ein Luxusleben in Saus und Braus führen. Irgendwann hatten wir alle mal diesen Wunsch oder zumindest Tagträume davon.
Die technischen Möglichkeiten, um ein Millionenpublikum zu erreichen, gibt es mittlerweile. Kamera, Mikrofon, Licht und evtl. noch ein bisschen Erfahrung mit einem Schnittprogramm – mehr braucht man nicht, um mit relativ geringem Aufwand Videos oder Audiodateien aufzunehmen und ins Internet zu stellen. Ein Text lässt sich sogar noch simpler und kostengünstiger publizieren. In der Flut an Informationen im Internet ist es natürlich nicht so einfach, wahrgenommen zu werden. Doch wenn man eine gute Qualität abliefert oder besonders unterhaltsam ist, findet man sein Publikum. Trends kommen und gehen auf diese Weise sehr schnell. Berühmt für einen Tag kann man daher relativ leicht werden. Man darf allerdings nicht erwarten, dass der Erfolg von Dauer sein wird. Die Konkurrenz schläft nämlich nicht.

©Maren Beßler/pixelio.de
©Maren Beßler/pixelio.de

Doch was hat man eigentlich davon, über einen gewissen Zeitraum berühmt zu sein? Zugegeben: von anderen Menschen für das, was man tut, bejubelt zu werden, hat seinen Reiz. Die negativen Konsequenzen sind allerdings nicht zu unterschätzen. Von seiner Privatsphäre wird man sich größtenteils verabschieden können. Journalisten und Fans belauern einen auf Schritt und Tritt, interpretieren alle Handlungen und Sätze und legen jedes Wort, das man spricht, auf die Goldwaage. Ehe man sich versieht, hat man aus dem Affekt heraus unüberlegt etwas geäußert und dafür einen Shitstorm kassiert. Um damit fertig zu werden, sollte man eine sehr selbstsichere Person sein und ein dickes Fell haben. Doch manchmal reicht dies nicht aus. Polarisiert man zu sehr, könnte das wiederum der Karriere schaden und den eigenen Ruf ruinieren. Gerade in der heutigen Zeit, in der von vielen Menschen eine fast schon krankhafte politische Korrektheit gefordert wird, ist es schwer geworden, ohne negative Konsequenzen zu politischen oder gesellschaftlichen Themen eine nicht mainstreamtaugliche Stellung zu beziehen. Bezieht man allerdings niemals Stellung und zeigt keinerlei Haltung zu irgendwelchen Themen, ist man austauschbar und schnell langweilig.
All diesen Stress, die fehlende Privatsphäre, die Kritik und Skandale kann man vermeiden, indem man die Medien und das Internet nicht nutzt, um viele Menschen zu erreichen. Was die eigenen Freunde und nicht zuletzt man selbst von sich hält, sollte ohnehin am wichtigsten sein. Wer braucht da schon den Applaus oder die ungebetene Beurteilung von unbekannten Menschen? Manches „Können“ ist ohnehin in den privaten Räumlichkeiten am besten aufgehoben.

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