Wichtige Meinungsmacher

Heike ZDF Ballon

In Deutschland wird sehr intensiv über tagesaktuelle, gesellschaftliche und politische Ereignisse diskutiert – sowohl in persönlichen Gesprächen als auch in sozialen Netzwerken. Journalisten, Talkmaster, Politiker und andere Persönlichkeiten sind für viele Menschen die Quelle und damit Grundlage ihrer Meinung. Denn sie sprechen als Experten öffentlich mit dem oder für das Volk über aktuelle Themen. Da Prominente mit ihren Meinungen deutlich mehr Menschen erreichen als der Durchschnittsbürger (wie z.B. ich mit diesem Blog hier^^), tragen sie oft maßgeblich zur Meinungsbildung des Volkes bei.
Immer häufiger melden sich zu aktuellen Themen auch Prominente zu Wort, die z.B. als Comedian, Sportler oder Schauspieler keinen direkten Bezug bzw. Kompetenz zu den Themen haben, sondern höchstens ebenso davon betroffen sind, wie die breite Masse. Da sie aber ebenfalls eine breite Masse erreichen und oftmals für viele Menschen Vorbilder sind, werden sie zunehmend zu Meinungsmachern unserer Gesellschaft. So wurde beispielsweise Entertainer Jan Böhmermann letzte Woche von der „GQ“ zum wichtigsten Meinungsmacher gekürt. Auf Platz zwei und drei sind „Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo und „heute-show“-Moderator Oliver Welke gelandet. Damit befinden sich also zwei Comedians in den Top 3. Gesellschaftliche und politische Haltungen, die von Moderatoren in Satire- bzw. Comedyshows geäußert werden, scheinen die Menschen zunehmend in ihrer Meinungsbildung zu beeinflussen. Möglicherweise können sie kritische Äußerungen rhetorisch ansprechender verpacken und mit ihrer unterhaltsamen Präsentation eine „so ist es!“-Reaktion beim Publikum erreichen.

©Heike/pixelio.de

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Gleichzeitig scheint sich ein wachsendes Misstrauen gegen die klassischen Experten und Journalisten breit zu machen – wohl auch deshalb, weil Satire- und Comedyshows regelmäßig die Unwissenheit und Korruptheit einiger Politiker, Experten und Journalisten aufdecken. Der „Varoufake“ von Böhmermann, der „kleine Mann“ mit seinen Politiker-Interviews bei extra3 oder Welkes Nachrichtencomedy wirken für viele Menschen wohl aufschlussreicher und damit glaubwürdiger, als die erkenntnisarmen Talks mit Frank Plasberg oder belanglose Versprechungen von SPD-Planschkuh Gabriel.
Während Meinungen und Normen in diesem Land zurzeit von Bürgern und Prominenten aller Richtungen neu diskutiert und verhandelt werden, halten alteingesessene Politiker und Journalisten an alten Denk- und Argumentationsmustern fest. Dass sie das Volk damit nicht mehr erreichen, zeigen die schlechten Wahlprognosen der ehemals großen Parteien, die immer kritischer werdende Haltung der Bürger gegenüber den klassischen Medien und eben auch die wachsende Bedeutung „fachfremder“ Prominenter in tagesaktuellen Diskursen. Das Volk sucht sich neue Vorbilder, mit denen es sich stärker identifizieren kann und denen es eher vertraut.

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