Die Qualität von Informationen sinkt

Thorben Wengert pixelio

Nachrichten werden unwichtiger
Wir leben im digitalen Zeitalter. Für alle Menschen, die jünger als 30 Jahre alt sind, ist das Internet kein Neuland. Sie sind gemeinsam mit dieser Technologie erwachsen geworden. Und so wie sich die Menschen im weiteren Verlauf ihres Lebens weiterentwickeln und verändern werden, wird sich auch das Internet, seine Inhalte sowie die Soft- und Hardware weiterentwickeln und verändern.
Momentan drohen wir in der Informationsflut zu ertrinken, die uns über das Internet auf dem PC oder Smartphone erreicht. Jeder Mensch, der über einen Internetzugang verfügt, kann Informationen online stellen und teilen. Bei dieser Flut von Artikeln, Fotos und Videos wird es immer schwieriger, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. Woher die Informationen eines Artikels ursprünglich kommen und ob sie Hand und Fuß haben, lässt sich oftmals nicht nachvollziehen. Denn nicht jeder, der Informationen ins Netz stellt, recherchiert gründlich und legt Wert auf eine objektive Berichterstattung. Viele verfolgen ihre eigenen Interessen und nehmen es daher mit der Wahrheit und Transparenz ihrer Informationen nicht so genau. Und so tummeln sich z.B. viele Verschwörungstheoretiker im Netz herum, die auf ihren Blogs pseudowissenschaftliche Argumente als Fakten darstellen, um andere Menschen von ihren Absichten zu überzeugen.

©Lupo/pixelio.de

©Lupo/pixelio.de

Doch auch die „offizielle“ Medienlandschaft hat sich in den letzten Jahren verändert. Zeitungen haben neben Finanzierungsschwierigkeiten, die auf sinkende Auflagen und einer verstärkten Nutzung der kostenlosen Angebote im Netz zurückzuführen sind, mit der fehlenden Aktualität ihres Mediums zu kämpfen. Wer heute Vormittag eine Zeitung aufschlug, las ausschließlich Nachrichten vom Vortag und wird sich vielleicht schon dank des Internets auf einen aktuelleren Stand gebracht haben.
Zeitungen können allerdings etwas bieten, das Nachrichtensendungen im Fernsehen und Nachrichtenprotale im Internet immer seltener bieten: eine reflektierte Einordnung aktueller Geschehnisse. Der Konkurrenzkampf ist groß. Wer am schnellsten und frühsten über ein Ereignis berichtet, kann die meisten Leser oder Zuschauer an sich binden. Die Zahl der Liveticker auf Nachrichtenseiten und die Sondersendungen im Fernsehen sind daher in den letzten Monaten – zumindest gefühlt – deutlich gestiegen. N-tv.de hat beispielweise seit Ende Juni einen täglichen Liveticker zur Griechenlandkrise eingerichtet und informiert die Leser permanent von morgens bis nachts.
Der Nachteil liegt auf der Hand: selbstverständlich gibt es nicht jeden Tag 25 neue und relevante  Entwicklungen zur Krise in Griechenland. Die Folge:  nicht nur auf n-tv.de werden dem Leser unwichtige Nebensächlichkeiten als wichtige Nachricht verkauft. Ereignisse werden skandalisiert und aufgebauscht. Die Medienhäuser verdienen auf diese Weise ihr Geld, während der Konsument gefühlt top informiert, aber in Wirklichkeit unwissender als früher ist. Eine realistische Einordnung und Erklärung aktueller Zusammenhänge findet nämlich kaum noch statt, da dies – wie viele anspruchsvolle Dinge – keine Quote bringt.

©Thorben Wegnert/pixelio.de

©Thorben Wegnert/pixelio.de

Ob sich an dieser Art der Berichterstattung in Zukunft etwas ändern wird, ist ungewiss. Wenn sie allerdings so weitergeht wie bisher, dann drohen wir nicht nur in der privaten Informationsflut auf Facebook, Twitter und Blogs, sondern auch auf offiziellen Nachrichtenkanälen zu ertrinken.
Doch es wäre unangebracht, den Medienhäusern allein die Schuld für diese fragwürdige Entwicklung zu geben. Der Konsument von Nachrichten steht ebenso in der Pflicht, die Art der Berichterstattung zu prägen. Dies kann er tun, indem er Liveticker und skandalisierende Artikel, die man meist schon an ihrer reißerischen Überschrift erkennt, nicht anklickt. Auf diese Weise zeigt der Konsument, dass er an dieser Form der Berichterstattung kein Interesse hat. Doch eine Sache scheint vielen nicht klar zu sein: auch wenn man dank des (mobilen) Internets jederzeit die Möglichkeit hat, sich zu informieren, muss man dies nicht ständig tun.
Wer Wert auf die Qualität der Informationen legt, die er erhalten möchte, wird sich lieber nur ein bis zwei Mal am Tag auf den neusten Stand bringen. So bleibt mehr Zeit, um über die Nachrichten nachzudenken, Hintergründe zu recherchieren, die Meldungen zu reflektieren, sie kritisch zu hinterfragen und eine eigene Meinung auszubilden.

Ähnliche Artikel: