Wenn Aufklärung scheitert
In Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan, denn Deutschland ist liberaler geworden. Das zeigt sich sowohl in der Politik als auch in der Bevölkerung.
In der Politik wurden Gesetze abgeschafft, die für Diskriminierung sorgten. Fehlte es an rechtlicher Gleichstellung für Minderheiten, so wurden diese teilweise eingeführt.
Aber auch die Bevölkerung ist liberaler geworden. Tagtäglich kann man heutzutage sowohl in den Medien, als auch auf der Straße einen Lebensstil sehen, der die Menschen noch vor 20 Jahren empört hätte.
Doch natürlich trifft diese liberale Einstellung nicht auf alle Menschen zu. Gerade die ländlichen Regionen sind oftmals von den modernen Weltanschauungen noch nicht eingeholt worden. Aufklärungsarbeit – also u.a. Wissensvermittlung – ist in solchen Gebieten wichtig, um konservativen Menschen klar zu machen, dass gewisse Standpunkte, die sie vertreten, nicht mehr angemessen sind. Teilweise fruchtet Aufklärungsarbeit – wenn auch langsam – und teilweise nicht. Meistens ist Aufklärung bei religiösen Extremisten erfolglos. Aber auch Angst ist ein wichtiger Faktor, der modernes Denken verhindert.
Streng konservative Menschen sind für logisch gültige und plausible Argumente nicht empfänglich, weil sie sich durch moderne; also andere Verhaltensweisen, als die, die sie kennen, bedroht fühlen.
Um diese Angst zu verstehen, muss man wissen, dass Konservative versuchen, die Welt in Kategorien einzuteilen, was in der Praxis niemals vollständig funktionieren kann (,denn jeder Mensch ist anders und somit kann es keine Gruppen von bestimmten Menschen geben). Dies ist an sich noch nicht das Problem, denn wir alle denken in Kategorien (dazu hier und hier mehr). Jedoch sind Kategorien für Konservative das Maß aller Dinge. Die Kategorien, denen sie sich selbst zuordnen, sind natürlich die besten und schützenswert.
Dringen zum Beispiel in die Kategorie „Deutschland“ plötzlich immer mehr Ausländer ein, so bekommen konservative Menschen die Angst, dass die Kategorie „Deutschland“, die für „christlich“, „demokratisch“, „sozial“ etc. steht, zerstört wird. Dass „Deutschland“ nicht nur erstrebenswerte Seiten besitzt, sondern auch negative Aspekte aufweist, wird natürlich in den Hintergrund geschoben. Hinzu kommt natürlich – nicht zuletzt auf Grund der Überbewertung der eigenen Kategorien – das Bild, das Konservative von „Ausländern“ haben, wie z.B. „unsozial“, „Betrüger“, „Islam“ mit allen negativen Eigenschaften, etc. Auch hier werden positive Eigenschaften konsequent ignoriert und auch die Möglichkeit, dass gewisse Aspekte anderer Kulturen unsere eigene Kultur bereichern können, wird gar nicht erst in Betracht gezogen.
Eine Eigenschaft des Menschen ist es, andere von seiner Meinung überzeugen zu wollen und den eigenen Lebensstil als Maß aller Dinge und allgemeingültig zu betrachten. Entsprechend menschenverachtend wird über die Personen(-gruppen) gesprochen und gewettert, die nicht ins Rollenbild passen.
So ist es meiner Meinung nach zu erklären, warum Konservative „ein Land schützen“ und „Werte erhalten“ wollen. Anstatt das eigene Leben zu leben und andere ihr Leben leben zu lassen, wird zum vermeintlichen Wohl des Landes und der Gesellschaft diskriminiert, verleugnet, beschimpft und verachtet.
Konservative Ignoranz ist gefährlich für die Freiheit, aber leider kaum zu bekämpfen. Darüber sollte man sich im Klaren sein.