Religion vs. Atheismus

Beides ist fragwürdig
Auf meinem Blog findet sich eine Rubrik zum Thema Religion. Einerseits kritisiere ich in einigen Artikeln einige moralisch fragwürdige Auffassungen und Handlungen der Kirche, andererseits habe ich mich mit diplomatischen Texten bemüht, auf eine andere Art von Botschaft von Religionen hinzuweisen. In einer vorgestellten alternativen Interpretation der Bergpredigt aus der Bibel steckt der Apell, sich stets zu verbessern und „Gutsein“  anzustreben. In einer groben Vorstellung einiger sogenannter Gottesbeweise habe ich mich bemüht, ein abschließendes Urteil über die Wahrheit zu vermeiden.
Eines haben religiöse Menschen und Atheisten gemeinsam: Sie sind beide davon überzeugt, die Wahrheit zu kennen. Während religiöse Menschen mit unerklärlichen Geschehnissen und Glauben die Existenz Gottes bewiesen sehen, so sehen Atheisten durch das Fehlen wissenschaftlich-objektiver Gottesbeweise die Nichtexistenz Gottes für bewiesen.
Ich selbst lehne als Mensch, der Religionen ablehnt, grundsätzlich auch die Gottesbeweise ab. Allerdings ist damit für mich die Nichtexistenz Gottes noch längst nicht bewiesen. Erklären möchte ich meinen Standpunkt mit einem Bild:
Wenn ich ein Vogel wäre, würde ich meine Zeit damit verbringen, Nahrung zu suchen, ein Nest zu bauen und mich um Nachwuchs zu bemühen. Von der politischen Lage in dem Land, in dem ich lebe, würde ich nichts verstehen. Auch von Mathematik und philosophischen Theorien würde ich nichts begreifen. Aristoteles persönlich könnte mir mit aller Geduld seine Ansichten erklären – ich würde sie nicht begreifen. Dennoch gibt es ein politisches System in diesem Land. Dennoch gibt es Mathematik und eine andere Bewusstseinsebene, in der die Theorien von Aristoteles verständlich sind.

Wenn Menschen der Ansicht sind, dass sie die Wahrheit gepachtet hätten, halte ich das sowohl für eine gefährliche, als auch für eine beschränkte Denkweise.
Die Folgen, die daraus resultieren, zeigen sich mannigfaltig in den oft kritisierten Verhaltensweisen der verschiedensten
Religionen; wobei es von großer Bedeutung ist, zu erwähnen, dass zahlreiche andere Gründe, die in den Schwächen der Menschen zu suchen sind, ebenfalls bedeutend sind.
In nicht so schädlicher, aber dennoch inadäquater Weise sind Atheisten in ihren Denkmustern festgefahren.
Die sogenannten „neuen Atheisten“ oder auch „Brights“ tragen Kritik an der Schädlichkeit der Religion für Individuen und für das menschliche Zusammenleben vor. Jedoch ist – zum Beispiel auf den verschiedensten Atheisten-Blogs im Internet – eine sachliche Auseinandersetzung mit den Kritikpunkten immer seltener vorhanden. Oftmals werden Handlungen, Ansichten und Äußerungen der Religionen zusammengetragen und als lächerlich und rückständig beschimpft. Ob dem so ist, ist Ansichtssache, aber von einigen Atheisten fordere ich eine sachlichere und argumentative Darlegung ihrer Ansichten.

Der Atheismus scheint zu einer neuen Form der Unterhaltung zu werden. Angesichts ernster moralischer und ethischer Thematiken halte ich es für unangebracht, religiöse Argumentationen mit einem Blick der Verachtung abzutun. Damit machen es sich manche neuen Atheisten ein bisschen zu einfach.
Einige Kritiker von Religionen mögen es kaum wahrhaben, aber im Kern ist sowohl für die Religionskritiker, als auch für die Religionen an sich der Mensch das Maß aller Dinge.
Statt sich gegenseitig mit Respektlosigkeit und dem Pochen auf die vermeintliche Wahrheit zu begegnen, sollten sich sowohl Religionsanhänger als auch Atheisten auf das besinnen, was wirklich wichtig ist: das friedliche Miteinander!
Die Frage nach der Existenz Gottes ist damit in den Hintergrund geraten, was nicht schlimm ist, denn die Antwort auf die Frage darf jeder für sich selbst und im Sinne seiner persönlichen Eudaimonia treffen.

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