Was treibt uns an?

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Ablenkung vs. Kultur schaffen vs. Weltherrschaft
Gibt es heutzutage eigentlich noch so etwas wie Langeweile? Oder ist Langeweile besonders in der heutigen Zeit ein weit verbreitetes Problem in der westlichen Gesellschaft? Wir haben es eigentlich ziemlich gut. Schließlich müssen wir nicht mehr auf die Jagd gehen, Gemüse selbst anbauen, uns vor dem Wetter und Fressfeinden verstecken und zum Waschen den nächsten Fluss aufsuchen. Wir kaufen unser Essen ganz bequem im Supermarkt oder sogar online, sind in unseren Häusern geschützt und das Wasser zum Waschen und trinken kommt durch Leitungen bequem zu uns nach Hause. Entsprechend scheinen wir sehr viel Zeit für andere Dinge im Leben zu haben.
Natürlich haben wir noch unsere Arbeit. Sie nimmt in der Regel einen großen Teil unseres Lebens ein. Den oben beschriebenen Luxus müssen wir uns nämlich verdienen. Doch was machen wir in unserer Freizeit? Brauchen wir große Ideen, die uns im Leben antreiben?
Viele brauchen wohl keine großen Ideen, um sich zu beschäftigen. In Zeiten des mobilen Internets scheinen wir es sehr leicht zu haben, uns zu betäuben und die Langeweile nicht zu spüren. So hält es zum Beispiel kaum noch jemand aus, sich während einer 20 minütigen Bahnfahrt nicht mit seinem Smartphone zu beschäftigen. Zu Hause angekommen betäuben sich viele Menschen, indem sie stundenlang Fernsehen gucken, am PC sitzen oder an einer Konsole zocken. Es wird alles unternommen, um bloß nicht mit sich und seinen Gedanken allein sein zu müssen.

©Joachim Kirchner/pixelio.de

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Die andere Seite der Medaille ist sogar noch schlimmer. Sie erklärt möglicherweise, warum einige Menschen süchtig nach Macht werden (dazu erscheint demnächst ein eigener Blogartikel). Sie haben große Ideen, mit denen sie die Politik/Wirtschaft/Technik/Menschheit verändern wollen. Ein Streben, dass nicht selten in eine Form von Weltherrschaftsfantasie mündet. Solange man ein klares Ziel vor Augen hat, das man verfolgt, dürfte sich Langeweile nicht so schnell einstellen.
Ein gesunder Mittelweg ist möglicherweise das Schaffen von Kultur. Bevor sich die Mehrheit der Deutschen dazu entschloss, sich mit Film, Fernsehen und Computern zu betäuben, waren sie ein Volk von Dichtern und Denkern. Sie schufen Theaterstücke, Musik und viele andere Formen von Kunst. Davon ist heutzutage nicht mehr allzu viel übrig geblieben.
Es ist nicht so, dass ich etwas gegen den Konsum von seichter Unterhaltung habe. Doch sind wir unterm Strich geistig sehr träge geworden und lassen uns kaum noch von etwas antreiben. Statt uns permanent berieseln zu lassen, sollten wir wieder anfangen, kreativ zu werden und etwas zu schaffen. Die Weltherrschaft sollte das besser nicht sein – das ist zu Beginn des letzten Jahrhunderts völlig zurecht zwei Mal schief gegangen. Doch es wäre schön, wenn uns wenigstens kleine Ideen antreiben würden. Denn dann würde uns unsere Langeweile nicht dazu bringen, uns permanent selbst zu betäuben. Wir könnten wieder kreativ werden und Dinge schaffen, die unser Leben verschönern. Es geht dabei nicht nur um technische Geräte oder irgendwelchen Schnickschnack. Auch Kulturgut wie ein gut geschriebener Blog, selbst-komponierte Musik oder Fotografie zählt dazu und könnte sehr bereichernd sein – besonders wenn man es selbst produziert.

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