Eine Zeitreise in meine Vergangenheit
Mit dem folgenden Text werden nur sehr wenige Menschen etwas anfangen können. Er entstand spät abends am 02. Oktober 2007 und auf Grund eines Anfluges von Melancholie habe ich das Bedürfnis, ihn aus dem Archiv zu kramen und mit euch zu teilen.
Im Spätsommer 2007 verspürte ich ein starkes Bedürfnis danach, andere schwule Jungs kennenzulernen. Und so googelte ich vor mich hin, bis ich auf ein Forum stieß, in dem sich sehr nette Menschen über Ihre Erfahrungen und Probleme austauschten. Der Umgang dort war zu jener Zeit von gegenseitiger Achtung, Respekt und Mitgefühl gekennzeichnet. Ich hatte also richtig viel Glück, gerade auf dieses Forum gestoßen zu sein.
Einige Wochen las und schrieb ich eifrig in diesem Forum, bis jemand dort über sein fehlendes Selbstvertrauen schrieb und sich hilfesuchend an die Forumsmitglieder wandte. Dieses Posting war der Anstoß für ein Treffen einiger weniger User aus dem Forum. Ich sollte einer von ihnen sein. 17 Jahre jung, naiv und wohlbehütet aus einer Kleinstadt kommend war ich damals. Und ich tat etwas, das mir gar nicht ähnlich sah. Ich sagte aus dem Bauch heraus diesem Treffen zu – einem Treffen von Leuten, die ich nur aus dem Internet kannte und über die ich eigentlich nichts wusste. Entgegen aller Vernunft und Vorsichtsmaßnahmen sollte mich mein Bauchgefühl zu einer der wichtigsten Stationen in meinem Leben bewegen. Am 01. Oktober 2007 fand dieses Treffen in Köln statt. Dort lernte ich nicht nur meinen heute allerbesten Freund kennen – dieses Treffen wurde auch richtungsweisend für meine zukünftigen Schritte im Leben, die danach folgten.
Über dieses Treffen habe ich damals für die anderen Forumsmitglieder einen Erfahrungsbericht geschrieben. Er sollte ihnen Mut machen, über ihren eigenen Schatten zu springen und ihr Leben in die Hand zu nehmen. Und er sollte zeigen, dass es – auch wenn man es nicht glauben mag – da draußen Menschen gibt, die einem wohlgesonnen sind und mit Wärme empfangen.
Ich möchte diesen Erfahrungsbericht mit all seinen Rechtschreibfehlern und der unzensierten Naivität an dieser Stelle mit euch teilen. Denn meine Erfahrung, dass es in der Welt etwas Gutes gibt, nämlich Menschen, die sich einem annehmen und für andere – sogar für Fremde – da sind, Wärme und Zuneigung spenden und einen in seiner Einzigartigkeit wertschätzen, möchte ich euch nicht vorenthalten.
In tiefer Dankbarkeit grüße ich alle, die sich an diesen Text noch erinnern können!
Hallo zusammen,
am Montag habe ich mich das erste Mal mit ein paar anderen schwulen Jungs hier aus dem Forum getroffen – das erste Mal mit anderen schwulen Jungs überhaupt. Hier möchte ich darüber berichten, wie dieses erste Treffen für mich war, was wir gemacht haben und wie ich mich fühlte. (Anmerkung: Ich werde die bei dem Treffen anwesenden Personen beim Nicknamen nennen.)
In dem Thread von LostBoy „Ich bin am Ende“ hab ich geschrieben, dass es mir so ähnlich geht wie LostBoy mit wenigen Freunden und keinen richtigen Kontakten.
DasAnderl hat mir daraufhin ein paar PNs geschickt und nach einiger Zeit haben wir auch regelmäßig gechattet. Dabei kam der Plan auf, dass man sich doch mal zusammen mit LostBoy treffen könnte. Auch Funky würde dann mitkommen.
Ich war sehr skeptisch, weil ich ein riesen schisser bin^^, aber ich habe zugesagt. Ich möchte so nicht mehr weiterleben und deshalb muss sich etwas bei mir ändern – das war mein Gedanke bei meiner Zusage.
Also haben wir einen Termin ausgemacht und uns überlegt, dass wir uns Köln gemeinsam ansehen wollen.Dann war es soweit. Am Tag des Treffens war ich sehr aufgeregt. Ich hab immer gedacht: „Oh man, was mache ich hier jetzt eigentlich? Ich treffe mich mit fremden Menschen, die ich nur aus dem Internet kenne. Ich muss verrückt sein“. Aber ich machte mich schließlich gegen Mittag auf den Weg nach Köln.
Da ich das erste Mal eine so „weite“ Strecke mit dem Zug fuhr, wurde ich zum Glück etwas abgelenkt. Kurz vor dem Kölner Hauptbahnhof war die Nervösität perfekt. Ich dachte immer wieder: „Ohh Gott. Jetzt wird´s ernst. Jetzt komme ich vom Forum aus dem Internet zur Realität.“
Angst hatte ich auch, weil ich natürlich nicht 100% sicher sein konnte, ob auf mich die Leute warten, für die sie sich im Internet ausgaben. Als ich zum Ausgang des Kölner Hauptbahnhofes lief haben mir im wahrsten Sinne des Wortes die Hände gezittert. Ich war nur noch wenige Meter und Minuten von dem Treffen entfernt. Meine Fragen, die ich mir im Kopf stellte, waren: „Wie werden die Jungs so sein? Was werden die sagen? Wie nehmen die mich auf?“Am Kölner Dom angekommen traf ich zu erst auf DasAnderl. Er sagte mir, dass sich Funky und LostBoy verspäten würden und so haben wir uns ein paar Minuten alleine unterhalten.
Bei dieser Unterhaltung ließ meine Nervösität überraschenderweise stark nach – was mich allerdings sehr verwirrte^^ 😀 Nach einiger Zeit kamen dann noch LostBoy und Funky zu uns. Dabei war ich nochmal aufgeregt, weil ich gespannt war, was das für Leute sind, mit denen ich den Tag verbringen würde. Diese Aufregung war allerdings keine Angst mehr sondern eine bei mir normale Aufregung, wenn ich neue Leute kennen lerne (ein doofes Problem von mir).
Zuerst sahen wir uns den Kölner Dom an. Anfangs waren wir noch recht scheu und zurückhaltend, aber dies änderte sich im Laufe des Tages immer mehr.
Wir sahen uns den Reihn an und DasAnderl führte uns durch die Stadt. Er zeigt uns ein paar Orte für Schwule und konnte uns viele eigene Erfahrungen und Erlebnisse berichten. Außerdem gingen wir in ein schwule Café und genehmigten uns eine heiße Schokolade:-
Auch ist DasAnderl mit uns in einen schwulen Buchladen gegangen. Leider durfte ich nicht mit rein, will ich noch keine 18 Jahre alt bin – scheiß Jugendschutzgesetz :augenrollen:
Wir verstanden uns alle mit der Zeit immer besser, unterhielten uns gut und machten sogar Witze und hatten viel Spaß. Und je mehr sich der Tag dem Ende neigte, dachte ich: „Scheiße, ich will nicht, dass es vorbei geht“. Wir hatten super viel Spaß und über meine anfängliche Angst lache ich jetzt im nachhinein.
Zum Schluss aßen wir noch eine Kleinigkeit bei McDonalds und dann hieß es: zurück nach Hause. Bis nach Essen konnte ich sogar noch mit Funky zusammen fahren, worüber ich sehr froh war.
Fazit des Treffens:
Die drei sind super sympathisch und es hat viel Spaß gemacht mit euch – danke noch mal!!!
Ich bin froh, dass ich mich überwunden habe und mich getraut habe, mit neuen Leuten Kontakt aufzunehmen. Endlich habe ich Menschen kennengelernt, die so sind wie ich und mit denen ich offen reden kann und vor allem auch verstanden werde.
Wir wollen uns auf jeden Fall noch öfter treffen.
Ich möchte mit meinem Bericht allen Leuten Mut geben, die sich bis jetzt auch nicht trauen, sich mit anderen schwulen Jungs zu treffen. Macht es! Ihr werdet euch danach so super fühlen und diese Erfahrung wird euch stärken. Ängste, wie ich sie hatte: „Werden die mich aufnehmen, oder grenzen die mich aus? Lachen die über mich? Was soll ich den ganzen Tag mit denen sprechen?“ – all diese Sorgen und Ängste sind völlig unbegründet!
Schließlich sind sie ja bereit sich mit dir zu treffen, gerade WEIL du diese Ängste hast. Damit wollen sie dir helfen, leichter Kontakt mit anderen Schwulen zu bekommen. Man soll es kaum für möglich halten aber es gibt tatsächlich noch liebe Menschen auf der Welt, die sich für andere Leute mit schweren Problemen einsetzten – die Leute aus diesem Forum sind das beste Beispiel dafür.
Also Leute: traut euch 😉
Viele liebe Grüße
Stefan“
Ungewohnt die Schreibweise… Die Demonstration deines jungen selbst, der unbeholfen und naiv ist, ist aber erfrischend. 😉