Neulich auf Facebook
Ich weiß nicht, wie es bei dir auf Facebook aussieht, aber auf meiner Timeline finde ich nicht nur Statusnachrichten, Fotos und gepostete Videos von Freunden, sondern auch Politik. Da wird schon mal gerne Werbung für die nächste „Anti-ACTA“-Demonstration gemacht, zum, Tankboykott aufgerufen oder die Todesstrafe für Kinderschänder gefordert. Die meisten politischen Messages sind extrem populistisch, treffen genau die Emotionen der Leser und sind sehr kurzsichtig. Und wenn man von der Forderung nach der Todesstrafe für Kinderschänder absieht, sind die meisten politischen Botschaften harmlos – auf den ersten Blick!
Was viele nicht merken: hinter den Aussagen verbergen sich oftmals rechtsradikale Stimmungsmacher, die mit populistischen Aussagen die Leute ködern wollen. Die NPD und andere rechte Organisationen – aber auch Privatpersonen – versuchen über politische Botschaften, denen der Mainstream bedenkenlos zustimmt, Sympathie zu erzeugen. Dabei werden die Menschen indirekt und Stück für Stück zu offiziellen rechtsradikalen Parteien gelockt – das ist unauffälliger als direkte Parteiwerbung.
Langsam und indirekt wird man vom Profil der Verbreiter durch weitere Links, Blogs und Homepages neugierig gemacht, die zunehmend radikalere politische Propaganda enthalten. Und ehe man sich versieht, steht man mitten im braunen Sumpf und weiß gar nicht so recht, wie man da eigentlich hingekommen ist – wenn man es denn überhaupt (von selbst) merkt. Man ist also gut beraten, wenn man sich gleich von Beginn an die Profile derer, die auf Facebook „Politik“ betreiben, genauer unter die Lupe nimmt.
Einer meiner Facebook-Freunde teilte vor einiger Zeit einen Aufruf zum Tankboykott, der offensichtlich von jemandem mit rechter Gesinnung erstellt wurde. Als ich besagten Facebook-Freund darauf aufmerksam machte, entgegnete er mir, dass er Inhalte teile, egal von wem sie seien. Unabhängig von der politischen Richtung sage jeder Mal etwas Richtiges – die einen mehr, die anderen weniger.
Kein schlechtes Argument, wie ich finde. Warum soll ich nicht eine unbedenkliche Aussage unterstützen, wenn ich sie für richtig halte, nur weil jene Aussage von einer rechtsradikalen Person geäußert wurde? Warum sollte ich so eine Aussage nicht teilen?
Meine Antwort darauf lautet: rechne immer mit der Dummheit deiner Mitmenschen! Man selbst mag vielleicht in der Lage sein, mit wachem Verstand zwischen ungefährlichen Aussagen und menschenverachtender Ideologie unterscheiden zu können. Doch machen wir uns nichts vor: viele Menschen können das nicht (man sehe mir an dieser Stelle nach, dass ich mir an dieser Stelle einen Beweis für diese Prämisse spare).
Unter Berücksichtigung dessen, dass man dem Teilen solcher politischer Botschaften auch automatisch Nazi-Propaganda teilt, halte ich es für besser, eben darauf zu verzichten – auch wenn die jeweilige Aussage, um die es eigentlich geht, ungefährlich ist. Wer die Aussage losgelöst vom Urheber und dessen Intention bewertet, denkt zu kurzsichtig. Die Folgen könnten fatal sein.
Sind wir hier bei der Bild oder SPON? Oder wieso bebilderst Du manipulativ Deinen Schwerpunkt-Post zum Thema “rechter Ursprung von online-Protestbewegungen” mit “Gegen Acta, für Freiheit”??
Nein, wir sind hier nicht bei BILD oder SPON.
Es ist aber interessant zu wissen, dass die NPD auch zur Teilnahme an Anti-Acta-Demos aufgerufen hat, “um ein Signal gegen Überwachung und Zensur sowie für Rede- und Meinungsfreiheit zu setzen.” (Quelle:
Es unterstreicht also meine Argumentation, dass die Nazis nicht-rechte Themen für ihre Zwecke instrumentalisieren.
Beim nächsten Mal frage mich doch höflich nach den Gründen, anstatt mir gleich Anschuldigungen an den Kopf zu werfen. Danke!
Es bleibt aber dennoch Populismus pur (und somit manipulativ), zu suggerieren, die Proteste gegen ACTA seien eine rechte bzw. durch Nazis organisierte Protest-Aktion (die Kern-Aussage Deines Posts), nur weil Sie sich als eine der demokratischen Parteien in Deutschland ebenfalls an die Proteste drangehangen haben.
Das Bild mag unglücklich gewählt worden sein, da sich dieser Gedanke scheinbar zunächst aufdrängt. Und ich setze auch scheinbar zu viel voraus, als dass man die Bedeutung des Bildes dahinter erkennen kann und nicht die vermeidliche Suggestion sieht.
In Zukunft versuche ich Bilder zu wählen, die direkter mit der Intention des Textes zusammenhängen.
@Alex: “Es bleibt aber dennoch Populismus pur (und somit manipulativ)”
– Mit anderen Worten kann etwas, das nicht ausdrücklich populistisch orientiert ist, auch keine Manipulation sein? Bedauere, aber jedwede Handlung von jeder Seite ist bereits manipulativ – wir passen unsere Meinungen und Handlungen den Dingen um uns herum an. Aus diesem Grund ist jeder, der hier etwas gepostet hat auch ein Manipulant, “Alex” imbegriffen.
Und ACTA Proteste sind nicht die Kernaussage seines Posts, denn er bezieht “populisierende Themen allgemein” als Kernpunkt der NPD-Propaganda. ACTA erwähnt er dabei nur indirekt durch das Foto und Tag, während er einen Schwerpunkt auf “Todesstrafe für Pädophile” legt.