Es geht nicht um den Wahrheitsanspruch
Sowohl beim Thema „Religion“ als auch beim Thema „Atheismus“ geht es letztlich um die Wahrheit. Fast jede Glaubensrichtung ist der Überzeugung, die einzig richtige Wahrheit zu kennen. Mit diesem Anspruch wurden in der Vergangenheit unzählige Kriege geführt, die den Menschen viel Leid und Elend brachten. Sie trugen zur Christianisierung in Westeuropa bei und änderten teilweise tatsächlich die Glaubens- und Moralvorstellungen der Bevölkerung. Die Regeln und Lehren der Kirche galten als wahr und unantastbar, was zur Folge hatte, dass die Menschen ihr Leben danach ausrichteten. Heutzutage, wo der Einfluss der Kirche schwindet, erscheinen uns viele Glaubenssätze und Regeln der Kirche rückständig und unlogisch. Die Kirche versuchte die Aufklärung zu verhindern, denn Wissen über Naturgesetze etc. deckte falsche Lehren auf, mit denen das Volk unter Kontrolle gehalten wurde.
Doch nicht nur Forschung und Wissenschaft konnte falsche Lehren der Kirche aufdecken. Die Logik der Kirche wurde immer schwerer nachzuvollziehen. Die christliche Dialektik hat beispielsweise – um plakativ ein Beispiel zu nennen – im 16. – 18. Jahrhundert das Problem, gewisse Widersprüche logisch zu erklären. Führt man alles Weltgeschehen einzig auf Gott zurück, was den 30 jährigen Krieg mit einschließen würde, wäre Gott in diesem Fall gut und böse zugleich. Allerdings sagt die höchste Glaubensweisheit, dass Gott nicht böse ist, da auch das Unheil, weil es ja göttlich ist, in Wahrheit gut sein müsse. Die Erklärungen dazu sind genauso heftig umstritten, wie die Kirche selbst und ich möchte an dieser Stelle nicht näher darauf eingehen. Es genügt jedoch zu sagen, dass der Wahrheitsanspruch der Kirche durch logische Überlegung und die Fortschritte der Wissenschaft erhebliche Kratzer bekam.
Doch geht es eigentlich vordergründig um die Wahrheit – auch wenn dies von der Kirche postuliert wird?
Die zehn Gebote sowie verschiedene Gesetze zur Verhinderung oder Bestrafung von sündigen Handlungen scheinen vielleicht noch eine andere Intention zu haben. Sie erheben auch den Anspruch, die Menschen besser zu machen, was hier so viel heißt wie Verhinderung von Gewalt, Kummer und Hinterlist etc. Wie bringt man jedoch Menschen mit Leidenschaften und der Neigung zu Gewalt dazu, sich an Regeln und Gesetze zu halten, die eben diese Gewalt und Leidenschaften in Zaum halten und dabei sehr radikale und pauschalisierende Ausmaße annehmen? – Mit Einschüchterung, Angstmacherei und – welche Ironie – Gewalt. Dass uns Gott unser Seelenheil nicht gibt, wenn wir des Anderen Frau begehren oder jemanden ermorden, mag nicht die Wahrheit sein. Doch haben diese religiösen Vorstellungen dazu beigetragen, dass man sich nicht an der Frau vergriffen oder gemordet hat. Ich würde diese Konsequenz positiv bewerten.
Leider bleiben selbst religiösen Menschen oftmals positive Konsequenzen ihres Glaubens verborgen, weil sie sich zu sehr auf die Wahrheit ihrer Lehren versteifen. Und sicherlich sind viele Lehren der Kirche eher hinderlich bei der Erlangung des „Guten“. Ihre Absichten will ich jedoch nicht allesamt verteufeln, auch wenn ich die Methoden sehr in Frage stelle.
Das Konzept „Religion“, wie wir es bisher kannten, funktioniert augenscheinlich nicht mehr. Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen, um Frieden und Gleichberechtigung zu einem Ist-Zustand zu machen.
Ein schlüssiger Text, der jedoch danach klingt, dass du deinen Frust über die Religionen rauslassen wolltest. Viele fromme Menschen würden so nicht auf deine Argumente eingehen, sondern dich sofort verteufeln. So blöd es klingt: für sie musst du es besser – vorsichtiger – verkaufen…
Witziger Weise hat die Kirche in England im Viktorianischen Zeitalter viele Naturwissenschaften und damit Biologie kräftig gefördert, wodurch unter anderem auch jemand wie Charles Darwin mit einer interessanten Theorie an die Fläche trat… 😀
Hier übrigens eines der halbwegs gut vorgebrachten Argumente für die Theodizee des durch das Problem des Übels:
http://www.youtube.com/watch?v=MjSNp7PuIkY
Und das hier ist ein Beispiel wie man es NICHT tun sollte:
http://public.nico-landgraf.de/container/images/FrauenSindBoese.jpg
Video und Bild haben mich sehr angesprochen.^^ Danke! 🙂
Frust hatte ich nicht beim Schreiben. Vielmehr habe ich überlegt, ob ich der Religion etwas positives abgewinnen kann. Und das ist die eigentliche Botschaft, die hinter ihr steckt und leider nur wenig Beachtung findet.
Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen? Wie viel positives konntest du den Religionen abgewinnen?
Wie gesagt: die eigentliche Botschaft, die hinter ihr steckt und oft nicht ausreichend genug beachtet wird. (also ich rede jetzt vom Christentum)