Datenschutz für Faule

eBlocker

Bitte Update unter dem Artikel beachten!
Trotz der großen Enthüllungen von Edward Snowden spielt das Thema „Privatsphäre und Datenschutz“ für viele Internetnutzer noch immer keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Der Grund dafür ist sogar ziemlich banal: es ist einfach viel zu bequem, die Dienste der Datenfresser Google, Microsoft, Appel, Amazon und Co. zu benutzen. Zudem existiert zu ihnen oftmals keine brauchbare Alternative. Will man diese großen Unternehmen nicht mit seinen Daten füttern, bleibt oft nur die Möglichkeit, sie nicht zu nutzen. Das hat jedoch zur Folge, dass das Leben umständlicher wird und man sich teilweise sogar sozial isoliert. Findet ein Großteil der Kommunikation zwischen Menschen auf Facebook und WhatsApp statt, wird es schwierig, sich diesen Apps zu verweigern.
Doch auch abseits der großen Unternehmen werden wir überall im Internet ausspioniert. Webseiten wie Spiegel-Online setzen sogenannte Tracker ein, um das Surfverhalten auf der eigenen und auf fremden Seiten aufzuzeichnen. Auf diese Weise können detaillierte Nutzungsprofile erstellt werden und der Anbieter weiß – zum Beispiel durch Suchanfragen – alles über die sexuellen Vorlieben, Krankheiten, Beziehungsprobleme, Einkommen, politische Einstellung etc. des Nutzers.
Die eBlocker GmbH will Internetnutzern mit dem gleichnamigen Gerät ihre Privatsphäre im Internet weitestgehend zurückgeben. Das kleine Gerät schließt man an seinen Router an. Nach einigen Minuten wird der gesamte Internetverkehr inkl. der sich im W-LAN befindenden Geräte (Smartphone, Smart-TV, Drucker etc.) durch den eBlocker geleitet. Dazu ist keine manuelle Installation notwendig.
Das Gerät prüft nun die jeweils aufgerufene URL und gleicht sie mit lokalen Filterlisten ab. Sie werden täglich aktualisiert und beinhalten sämtliche Dienste, die das Surfverhalten des Nutzers und damit Nutzerprofile erfassen. Dazu zählen professionelle Tracker und Datenhändler genauso wie vermeintlich harmlose Online-Werbung, über die das Nutzerverhalten ebenfalls aufgezeichnet wird. Ein netter Nebeneffekt: die meiste Werbung wird blockiert, was auch die Ladedauer der Webseite verkürzt.

©eblocker.com
©eblocker.com

Der eBlocker bietet zudem die Möglichkeit, sich mit einem Klick in ein Tor-Netzwerk einzuwählen und somit die IP – mit der man im Internet eindeutig identifiziert werden kann – zu anonymisieren. Zudem kann man ein anderes Gerät simulieren. Rufe ich eine Webseite über meinen Desktop-PC mit Windows 10 auf, kann der eBlocker der aufgerufenen Webseite vormachen, dass ich sie mit einem Android-Smartphone besuche. Diese Funktion ist besonders beim Online-Shopping wichtig. Viele Onlineshops bedienen sich einer dynamischen Preisanpassung, die u.a. abhängig vom verwendeten Gerät und Betriebssystem ist. So ist es beispielsweise bewiesen, dass Smartphone-Nutzer auf einem Reiseportal dasselbe Hotelzimmer günstiger angeboten bekommen als Personen, die die identische Seite auf dem Desktop-PC aufrufen.
Wer sich auskennt, kann diesen weitreichenden Datenschutz erreichen, indem er eine Reihe nützlicher Browsererweiterungen installiert. Diese Erweiterungen muss man auf jedem Gerät installieren, mit dem man ins Internet geht. Der eBlocker vereint diese Vielzahl von Erweiterungen in sich – und zwar direkt für sämtliche internetfähige Geräte im Heimnetz und ohne dass eine Installation oder Konfiguration notwendig ist.
Mit 179€ ist das Gerät allerdings nicht ganz günstig. Die Software wird allerdings auch kostenlos angeboten. Wer einen Raspberry Pi oder Banana Pi mit 8GB Class 10 SD-Karte besitzt, kann sich somit seinen eigenen eBlocker erstellen. Wer lieber zum fertigen Gerät greift, erhält ein Jahr lang kostenlose Updates. Danach kann man eine Jahreslizenz für stolze 59€ erwerben. Es ist aber auch möglich, die neusten Updates kostenlos manuell zu installieren.
Der eBlocker ist genau das richtige Gerät für Leute, die keine Lust darauf haben, sich mit ihrer Privatsphäre und dem Datenschutz im Internet auseinanderzusetzen. Einmal angeschlossen, verrichtet das Gerät seine Arbeit und man muss sich um nichts kümmern. Der Schutz ist ziemlich umfangreich und die Software wird kontinuierlich weiterentwickelt und an neue Tracking-Methoden angepasst. Dies ist die Investition in den eBlocker definitiv wert.
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Update [25.06.21]: Bereits seit über einem Jahr wird die eBlocker-Software nicht-kommerziell als Open-Source-Projekt weiterentwickelt und durch Spenden finanziert.

Update [30.06.19]: Da ein wichtiger Partner kurzfristig abgesprungen ist, musste die eBlocker GmbH Insolvenz anmelden. Es werden keine eBlocker mehr verkauft und keine Software-Updates mehr veröffentlicht. Der Support wurde ebenfalls eingestellt.
Die Filterlisten zum Werbe- und Trackingschutz werden noch bis Ende 2019 regelmäßig aktualisiert. Es besteht die Möglichkeit, eigene Listen hinzuzufügen, um den eBlocker weiter nutzen zu können.

Hinweis: Ich habe die eBlocker GmbH über Kickstarter finanziell unterstützt. Für diesen Artikel erhalte ich keine Gegenleistung.

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