Oftmals eine Entscheidung
Für die schönen Dinge des Lebens hat man meistens nicht so viel Zeit, wie man gerne hätte. Die meiste Zeit nimmt bei vielen Menschen die Arbeit in Anspruch. Danach muss man noch den Haushalt schmeißen, einkaufen gehen und sich um Freunde und Verwandte kümmern. Für Hobbys oder pure Entspannung bleibt oftmals wenig bis keine Zeit mehr.
In vielen Ratgebern kann man zu diesem Thema verschiedene Tipps nachlesen, die es einem ermöglichen sollen, mehr Zeit für die schönen Dinge des Lebens zu haben. Man kann in diesen Ratgebern lernen, wie man seine Zeit effizienter nutzt und wie Zeitmanagement funktioniert. Andere Ratgeber empfehlen einem schlichtweg weniger Arbeit bzw. einen Job, in dem man gerne viel Zeit verbringt. Sonderlich erkenntnisreich finde ich diese Ratgeber nicht. Denn was dort empfohlen wird, liegt meiner Meinung nach auf der Hand. Der Punkt ist, dass die Realität oft nicht so einfach ist. Das geht schon bei der Berufswahl los. An den Traumberuf sind oftmals viele verschiedene Faktoren genknüpft: verfügbare Stellen, notwendige Qualifikationen, Gehalt, Arbeitsort, Zukunftsaussichten. Dazu kommen noch die persönlichen Faktoren wie der eigene Wohnort, notwendige Einnahmen, Vorstellungen von der Zukunft und Arbeitszeit, diverse andere persönliche Umstände. Oftmals sind Kompromisse unerlässlich. Bin ich für mein persönliches Glück an einen bestimmten Ort gebunden oder brauche ich eine bestimmte Summe und finanzielle Sicherheit, dann kann ich meinen Traumberuf niemals ausüben, wenn er mir diese Aspekte nicht bieten kann. So oder so werde ich also in gewissen Bereichen unglücklich sein müssen, um in anderen Bereichen glücklich werden zu können.
Doch Glück soll gar nicht Thema dieses Artikels sein. Vielmehr möchte ich jetzt die Aufmerksamkeit auf die Art unseres Umgangs mit Technologien richten. Roboter und Computer sollten uns ursprünglich das Leben erleichtern. Das haben sie auch tatsächlich erreicht. Allerdings haben sie uns keine Zeitersparnis eingebracht. Dies ist allerdings nicht die Schuld der Roboter und Computer, sondern unsere eigene. Statt die gewonnene Zeit für private Dinge zu verwenden, haben wir die freigewordene Zeit dafür genutzt, mehr Arbeit zu erledigen. Unsere auf Wachstum basierende Wirtschaft akzeptiert es nicht, dass in jedem Jahr gleich viele Produkte erzeugt und Dienstleistungen erbracht werden. Dies wird als schlecht angesehen. Stattdessen wird erwartet, dass es jedes Jahr mehr Produkte und Dienstleistungen werden. Mit dieser Wirtschaftsphilosophie wird den Menschen niemals genug Zeit für private Aktivitäten bleiben. Das Prinzip der steigenden Produktivität haben wir uns dabei schon längst in unserem Privatleben zu Eigen gemacht. Wir nutzen Maschinen und Technologie, um auch im Privatleben Zeit zu verlieren – z.B. indem wir Mails nicht nur auf der Arbeit abrufen, sondern auch unterwegs per Smartphone oder Tablet. Und dann gibt es noch die Fälle, bei denen wir denken, dass wir Zeit sparen würden, obwohl dem nicht so ist. Wir speichern uns eine Erinnerung ins Handy, obwohl wir sie uns einfach hätten merken oder in der Hälfte der Zeit schnell auf einen Zettel schreiben können. Wir schreiben uns Nachrichten auf Facebook und bei WhatsApp und warten teilweise ewig auf die Antwort des Chatpartners, obwohl man die Sache auch schnell am Telefon hätte klären können.
Wie nun deutlich wurde, kann man nicht immer aktiv daran arbeiten, Zeit zu sparen. Wir haben viele komplexe Bedürfnisse die nicht alle miteinander zu vereinen sind. Teilweise können wir aber sehr leicht zusätzliche Zeit erhalten – indem wir unser Handeln hinterfragen und überlegen, ob uns manche Technologie wirklich die Arbeit erleichtert. Auch das Konzept des permanent angestrebten Wachstums klaut uns die Zeit für private Dinge, obwohl dies ein Konzept ist, das nicht in Stein gemeißelt wurde.