Öl ins Feuer
Ich sehe nach den schrecklichen Anschlägen in Paris drei Dinge voraus.
Erstens wird man sich über die Berichterstattung in den Medien beschweren. Für die einen sind die öffentlich-rechtlichen Sender nicht schnell genug mit Sondersendungen on Air gegangen (obwohl es noch kaum etwas zu berichten gab: siehe hier!). Für die anderen sind die Meldungen in den Sondersendungen nur Voyeurismus und journalistisch unsauber, weil statt Fakten nur Spekulationen verbreitet wurden. Manche Menschen werden vermutlich sogar beide Positionen gleichzeitig vertreten, obwohl beides nicht miteinander vereinbar ist.
Zweitens wird sich das fremdenfeindliche Klima in Europa weiter verstärken. Pegida, AfD und andere Organisationen mit rechter Gesinnung werden die Anschläge für ihre Ideologie missbrauchen und das Feindbild – der böse Moslem – weiter schüren. Gerade in Zeiten der Flüchtlingskrise, in denen jeden Tag hunderte von Syrer und andere Asylsuchende nach Deutschland kommen, wird die Angst vor diesen Fremden und ihrer Kultur wachsen.
Es darf dabei allerdings nicht vergessen werden, dass diese Menschen vor genau jener Gewalt fliehen, die sich am Freitagabend in Paris ereignet hat. Die Flüchtlinge wollen den Terrororganisationen entkommen und endlich in Frieden leben. Deutsche und die Flüchtlinge haben damit mehr gemeinsam, als sie zuzugeben bereit sind.
Drittens werden wohl die Forderungen nach mehr Sicherheit und Überwachung lauter werden. Auch diese Forderungen betrachte ich mit Skepsis. Wenn wir uns mehr und mehr zu einem Überwachungsstaat entwickeln – und sei es mit den besten Absichten – dann geben wir die Freiheit auf, die wir zu verteidigen glauben. Wir müssen erkennen, dass die Aufgabe der Freiheit langfristig ein zu hoher Preis dafür ist, vermeintliche Sicherheit zu gewinnen. Denn was fangen wir mit unserem sicheren Leben an, wenn uns die Freiheit genommen wurde, sich frei und unbeobachtet zu bewegen und nicht permanent unter Generalverdacht zu stehen?
Ich hoffe, dass die Stimmung im Volk nicht weiter kippen wird. Andernfalls sehe ich düstere Zeiten auf uns zukommen.