Ein verbreitetes Phänomen?
Politiker, Diktatoren, Wirtschaftsbosse – sie alle besitzen sehr viel Macht. Manche von ihnen benutzen diese Macht, um etwas Gutes zu tun. Sie achten darauf, dass es dem Volk oder den Mitarbeitern gut geht und ihnen eine menschenwürdige Behandlung zuteil wird. Doch besonders Diktatoren – man denke an Kim Jong-un, Adolf Hitler oder Alexander Lukaschenko – interessiert es herzlich wenig, wie es der Bevölkerung geht. Sie haben ihre eigenen Vorstellungen davon, wie sie und ihr Reich auszusehen haben und dies wird ohne Rücksicht auf Verluste umgesetzt. Doch unabhängig von ihrer Position und Rücksichtnahme auf die Bevölkerung stellt sich die Frage, ob sie süchtig nach Macht sind.
Nach Macht süchtig zu sein, würde folgendes bedeuten: Man berauscht sich am Zustand der Macht – erlebt also eine gewisse Befriedigung durch sie. Nach einiger Zeit lässt die Befriedigung nach und man vermisst das berauschende Element: der Entzug setzt ein. Also strebt man eine neue bzw. höhere Dosis an Macht an. Dies kann geschehen, indem man sich wiederwählen lässt, seinen Managerposten nicht abgibt oder expandiert – z.B. durch Wachstum des Unternehmens oder Einmarsch in ein anderes Land. Ein bestimmter Status Quo wird dabei vermutlich niemals erreicht werden. Zumindest ist es bis jetzt noch niemandem gelungen, die komplette Welt ohne Ausnahme zu beherrschen.
Der Vergleich mit der Sucht könnte das Verhalten einiger unbeliebter früherer und aktueller Zeitgenossen erklären. Doch kann man den Kreis der Süchtigen auf diese Menschen beschränken? Um seiner Sucht nachgehen und in den Teufelskreis – nämlich der Abhängigkeit – geraten zu können, braucht es vermutlich ein gewisses Maß an Cleverness und Rücksichtslosigkeit. Wem diese Eigenschaften fehlen, wird auf dem Weg zur Weltherrschaft vermutlich frühzeitig aus dem Verkehr gezogen. Doch wenn wir alle clever und rücksichtslos genug wären, würden wir alle in hohem Maße nach Macht streben und süchtig danach werden? Diese Frage ist schwer zu beantworten.
Ein möglicher Versuch einer Antwort ist die Argumentation über unsere genetische Disposition. Wenn Stärke und Macht unser Überleben sichert, dann scheint es plausibel zu sein, mithilfe unserer Stärke diese Macht anzustreben. Bekanntlich streben wir danach, unser Überleben zu sichern. Einen Drang zur Macht könnte man auf diese Weise den allermeisten Menschen unterstellen. Dass nicht jeder in die Position kommt, über viele Menschen zu bestimmen, mag daran liegen, dass nicht jeder Stark und clever genug ist, sich in entsprechende Machtpositionen zu befördern. Wer mit viel Macht nicht in Berührung gerät, kann wiederum nicht von ihr süchtig werden.
Welche Gründe könnte es noch bzw. anstelle meines Vorschlages dafür geben, dass Menschen nach Macht streben und evtl. sogar süchtig danach werden? Betrifft dies wirklich sehr viele Menschen, oder doch nur eine kleine Anzahl von Leuten, die wir an der Spitze von Staaten und großen Unternehmen sehen? Ich bin auf eure Kommentare gespannt!