Lebensweg vs. Glaube
Der Film „Shahada“ (zu Deutsch: Glaubensbekenntnis) erzählt die Geschichte von drei jungen Muslimen in Berlin. Der erste Handlungsstrang erzählt die Geschichte von Maryam. Sie genießt das Leben in vollen Zügen. Sie geht feiern, hat Sex – und wird ungewollt schwanger.
Mit Hilfe ihrer besten Freundin treibt sie das Kind illegal ab und verheimlicht die Fehlgeburt vor ihrem Vater, der Imam in einer Moschee ist. Es kommt zu Komplikationen, die sie nicht behandelt.
Ihr Leid deutet Maryam als Strafe Allahs für ihr zügelloses Leben und die Abtreibung. Statt sich behandeln zu lassen, sucht sie Halt im Glauben. Dies nimmt radikale Ausmaße an und führt soweit, dass Maryam zu verbluten droht.
Der zweite Protagonist ist der junge Moslem Samir. Er arbeitet mit seinem besten Freund Daniel in einer Großküche. Die beiden kommen sich näher und entdecken ihre Liebe zu einander. Daniel besucht mit Samir eine Koranschule und alles scheint gut zu sein, bis Daniel anfängt, Fragen über die Vereinbarkeit von Religion und Homosexualität zu stellen. Hin und hergerissen zwischen seinen Gefühlen und seinem Glauben, fragt Samir den Imam um Rat. Doch trotz dessen zuversichtlicher Worte und auf Wunsch seiner Mutter bricht Samir den Kontakt zu Daniel ab. Als es zum offenen Konflikt zwischen Samir und Daniel kommt, scheint Samirs Liebe zu Daniel die Oberhand zu gewinnen. Doch alle Zweifel kann Samir nicht ablegen.
Der dritte Protagonist ist der Polizist Ismail. Während eines Einsatzes schoss er die schwangere Leyla an, die daraufhin ihr Kind verlor. Verdrängte Schuldgefühle kamen erneut in ihm auf, als er Leyla drei Jahre später während einer Razzia wiedersieht. Leyla selbst ist über den Verlust ihres ungeborenen Kindes froh und sieht in Ismail die Erfüllung ihrer Gebete. Doch Ismails Schuldgefühle plagen ihn weiter, bis er schließlich die Waffe gegen sich selbst richten will.
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Alle drei Charaktere fühlen bzw. handeln auf eine Weise, die mit ihrem muslimischen Glauben nicht vereinbar ist. Mit Liebe zum Detail und dem Hauptaugenmerk auf die Gefühle der Protagonisten wird der innere Konflikt der Charaktere glaubwürdig dargestellt. Die meist dunkel gehaltenen Bilder, unterlegt mit der passenden Musik, unterstreichen das Gewicht der Thematik. Das offene Ende aller drei Geschichten macht deutlich, welchen Einfluss die Religion auf das Leben der drei Menschen hat und wie schwierig es ist, seinen Lebensweg zu finden, wenn man als gläubiger Moslem von den Regeln seiner Religion abweicht.
Lediglich der teilweise schnelle Wechsel zwischen den Geschichten und die Überschneidung von Schauplätzen und Personen innerhalb der Geschichten, machen den Film beim erstmaligen Ansehen schwer verständlich.
Länge: 95 Minuten
Regie: Burhan Qurbani
FSK: 12
Deutschland 2010