Es ist unter Historikern umstritten, ob die Pionierarbeit im Bereich der Arithmetik und Geometrie wirklich von ihm stammen. Dennoch wird sie gemeinhin auf Pythagoras von Samos zurückgeführt. Er gab mutmaßlich den Anstoß dafür, dass wir Menschen die Dinge in der Welt messen und in Zahlen ausdrücken können. Fortan konnten Naturphänomene nicht nur mit Hilfe von Mythen, sondern auch anhand belastbarer Zahlen erklärt werden. Auch die Einführung des Geldes führte in der Antike bereits hunderte von Jahren vor Christi Geburt dazu, dass der Wert von Dingen abstrakt mithilfe einer Währung – und somit in Zahlen – ausgedrückt wurde. Die Komplexität unseres abstrakten Ausdrucksvermögens hat in den darauffolgenden mehr als zweitausend Jahren stark zugenommen. Heutzutage können Analysten auf einem sehr komplexen Weltmarkt an der Börse spekulieren.
Doch es gibt einen bedeutenden Unterschied zwischen den Gesellschaften in der antiken vorchristlichen Zeit und der heutigen Zeit. Damals wurden mit Hilfe von Zahlen in erster Linie Quantitäten ausgedrückt. Zwar galt teilweise schon damals, dass ein Mehr an Besitz auch ein Mehr an Ehre und Macht bedeutete. Doch im Vergleich zu damals scheinen Quantität und Qualität viel stärker miteinander vermischt zu werden. Besonders in der Wirtschaft wird der Unterschied zwischen der Quantität und der Qualität aufgehoben. Das mag damit zusammenhängen, dass wir mit Hilfe des Internets, Datenverarbeitungsprogrammen und einer weiterentwickelten Fähigkeit, Daten über alles Mögliche zu erheben, in größerem Maße in der Lage sind, Statistiken zu erheben und Dinge in Form von Zahlen zu erfassen und miteinander zu vergleichen. Es herrscht verbreitet die Ansicht – besonders in der Politik und in Unternehmen – dass sich alles Relevante in Zahlen ausdrücken lässt.
Doch dies ist einer der größten Trugschlüsse unserer Zeit! Nicht umsonst drücken wir Qualität und Quantität mit zwei unterschiedlichen Begriffen aus. Wenn die deutsche Wirtschaft wächst, sagt dies noch nicht unbedingt etwas über den Wohlstand und die Lebensqualität der Bevölkerung in Deutschland aus. Die Schere zwischen Arm und Reich geht noch immer auseinander. Menschen müssen zunehmend einen Zweitjob antreten, um finanziell über die Runden zu kommen und die Zahl der Obdachlosen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Das Wachstum der deutschen Wirtschaft mag schöne Zahlen generiert haben. Doch diese Zahlen sind für viele Menschen in unserem Land bedeutungslos, weil sie nichts mit ihrem persönlichen Leben zutun haben. Warum gestalten wir also Prozesse in unserer Arbeitswelt effizienter und generieren möglichst immer bessere Werte, obwohl sich qualitativ nicht unbedingt etwas dadurch verbessert? Vielleicht, weil die Zahlen und das Vorlegen guter und besserer Werte in vielen Bereichen unseres Lebens schon zum Selbstzweck geworden sind. Weil Qualität und Quantität miteinander vermischt werden. Wenn Arbeitnehmer in den kommenden Jahren nicht noch weiter ausgebeutet werden sollen, nicht alles noch stressiger und hektischer werden soll und wir zufriedener werden wollen, dann müssen wir wieder Qualitäten berücksichtigen, die sich nicht evaluieren und in Zahlen ausdrücken lassen. Andernfalls machen wir uns selbst zu Maschinen und zu Sklaven der Zahlen.