Mit Terror in Paris fing das Jahr an und mit Terror in Paris und Deutscher Beteiligung am Syrienkrieg hört das Jahr auf. Dazwischen waren aus politischer Sicht die Griechenlandkrise und die Flüchtlingskrise die großen Themen des Jahres. Deutschland erlebte einen noch immer anhaltenden Rechtsruck und die Europäische Union hat mehr als einmal als Wertegemeinschaft versagt. Selten wurde es deutlicher als in diesem Jahr, dass die EU nicht viel mehr als eine Wirtschaftsgemeinschaft ist und sie von anderen Interessen oder Werten nicht zusammengehalten wird. Die europäischen Menschenrechtskonventionen gelten nicht als Maßstab und Leitfaden für politische und soziale Kooperation, sondern scheinen nicht mehr zu sein als ein Werbeversprechen für die Bürger, das nicht eingehalten wird, wenn es dem jeweiligen EU-Land nicht passt. Schon in den nächsten Jahren wird sich zeigen, ob das derzeitige Modell „Europäische Union“ noch funktioniert, oder die vermeintliche Gemeinschaft auseinanderbrechen wird. Ich vermute Letzteres.
Egoismus, Macht und das Streben nach Geld verhindern nicht nur im Kleinen ein kooperatives Zusammenleben, sondern sind die Ursache für den Zerfall der Europäischen Union. Andernfalls hätte man in kurzer Zeit eine faire Verteilung der Flüchtlinge beschließen und die Zusammenarbeit mit den arabischen Ländern beenden können. Letzteres hätte dazu geführt, dass Terrororganisationen wie der IS nicht mehr mit Geld und Waffen unterstützt werden können. Doch die Angst vor negativen wirtschaftlichen Folgen ist zu groß, um Geschäfte, die sich kriegsbegünstigend auswirken, zu beenden. Zu sehr profitieren wir noch selbst von dem Leid, das diese Geschäfte anrichtet. Wie lange unsere Vorteile noch Bestand haben, ist allerdings ungewiss.
Ein Zerfall der EU und die wachsende Fremdenfeindlichkeit bei den Bürgern der Nationalstaaten werden dazu führen, dass sich unsere demokratischen und freien Staaten selbst demontieren. Das beginnt beim Verlust der Freiheitsrechte der Bürger zugunsten stärkerer Überwachung und endet mit einer sozialen Abschottung vor dem Rest der Welt. Nachdem in den letzten Jahrzehnten einigermaßen Stabilität herrschte, befinden wir uns nun wohl wieder in Zeiten des Umbruchs. Was uns dieser Umbruch bringen wird, ist ungewiss. Auch lässt sich wohl noch nicht sagen, welchen Preis wir alle für diesen Umbruch zahlen müssen, können und wollen.
Dies sind meine Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, als ich mich entschied, einen Blick auf das Jahr 2015 zu werfen und mich in die Weihnachtspause zu verabschieden. Noch bestimmt die politische Weltlage nicht mein persönliches Glück, sodass ein privater Jahresrückblick deutlich positiver geworden wäre.
Ich wünsche euch eine glückliche und entspannte (Vor-)Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Voraussichtlich am 11. Januar 2016 melde ich mich mit dem nächsten Blogartikel zurück.