Technik ist unser Spielzeug geworden

Lisa Michèle Lietz Smartphone und Tablet

Unser Alltag wird immer smarter. Unsere mobilen Telefone sind es bereits. Unsere Fernsehapparate oftmals auch schon. Unsere Autos werden ebenfalls immer smarter. In den nächsten Jahren werden auch unser Kühlschrank, die Heizung, Waschmaschine und Lampen mit dem Internet verbunden sein. „Smart home“ nennt man dieses Phänomen, das zurzeit noch relativ teuer ist, aber in einigen Jahren auch für Otto Normalverbraucher erschwinglich sein wird. Auf die Vorteile und die großen Gefahren, die die Digitalisierung unseres Lebens mit sich bringt, möchte ich an dieser Stelle gar nicht eingehen. Ich empfehle dafür die aktuelle Ausgabe von „Planet Wissen“.[1]
Zurzeit tut sich in der wunderbaren Welt der Technik allerdings nicht sonderlich viel – zumindest nichts Nützliches. Unsere Smartphones können bereits alles, was wir von ihnen verlangen – außer vielleicht lange genug durchhalten, bevor sie wieder aufgeladen werden müssen. Neue Geräte unterscheiden sich fast gar nicht mehr von den Vorgängermodellen aus dem letzten Jahr. Hier ein Megapixel mehr für die Kamera, dort einen minimal schnelleren Prozessor. All diese Neuerungen machen sich nicht mehr bemerkbar, weil die Technik bereits auf einem hohen Stand angekommen ist. Wirklich innovative Entwicklungen, wie die eben erwähnten smart homes, lassen noch einige Jahre auf sich warten.

©Lisa Michèle Lietz/pixelio.de
©Lisa Michèle Lietz/pixelio.de

Stattdessen werden uns vermeintliche Neuheiten präsentiert, die kaum einen praktischen und sinnvollen Nutzen für uns haben. Sprachassistenten wie Siri oder Cortana sind noch nicht weit genug entwickelt, um einen wirklichen Nutzen im Alltag zu bringen. Ein Blick auf meine Wetter-App verrät mir das Wetter schneller, als wenn ich Cortana erst danach fragen würde. Stattdessen sammelt sie viele persönliche Daten und zeichnet alles auf, was ich sage – nicht nur die an sie gerichteten Fragen! Kosten und Nutzen stehen hier nicht ansatzweise in einem sinnvollen Verhältnis zueinander. Gleiches gilt für Apps, die komplexe Programme auch mobil bedienbar machen sollen. Doch das macht nicht immer Sinn. Ein Word-Dokument würde ich niemals umständlich auf einem Handy tippen und eine Audio-Datei niemals auf dem Smartphone schneiden. Diese und viele andere Dinge lassen sich am guten alten Desktop-PC außerhalb einer App und mit Tastatur und Maus viel schneller, bequemer und effizienter erledigen. Das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben.
Nicht jede neue Entwicklung ist sinnvoll, weil es sie gibt und sie technisch möglich ist. Technik ist unser Spielzeug geworden. Wir benutzen sie nicht, weil sie unseren Alltag erleichtert, sondern weil wir es können. Ich brauche kein Snapchat, denn Bilder konnte ich schon vorher mit der Welt teilen. Ich brauche kein Tablet und nicht alles als App, weil viele Programme am Desktop noch immer am besten und schnellsten funktionieren. Ich gehe nicht jeden Trend mit, weil es geht, sondern warte auf die nächste wirklich wichtige Erfindung.
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[1] http://www.planet-wissen.de/video-smarte-spione—wie-uns-fernseher-und-co-ueberwachen-100~.html [Stand: 06.06.2016]

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